Jetzt blüht sie wieder überall in den naturnahen Gärten, auf Wiesen und lichten Wäldern und auch mitten am Gehweg und Bürgersteigen
Sie kann sich überall heimisch fühlen und bringt in die unschönsten Ecken einen Hauch von Magie, die Akelei. Manche kennen nicht ihren Namen, aber die „verrückte“ Blüte vergisst keiner, der sie mal bewußt gesehen hat.
Die gemeine Akelei (lat. Aquilegia vulgaris) gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse und ist damit leicht giftig. Sie enthält sog. Alkaloide, blausäureliefernde Verbindungen, die zu Vergiftungserscheinungen führen können. Ursprünglich blüht die Pflanze in einem dunklem Blau bis violett. Inzwischen gibt es zahlreiche Kulturformen mit purpurnen, rosa und weißen Blüten
Als Heilpflanze taucht sie in der modernen Phytotherapie wegen ihren leichten Giftigkeit nicht mehr auf. Früher wurde sie äußerlich bei Hautleiden und innerlich bei Verdauungsproblemen mit Durchfall oder Verstopfung und bei Leber/Galleschwäche verwendet.
Die Akelei ist aufgrund ihrer bizarren Blütenform schon immer ins Auge gefallen und gerne hat man in solchem außergewöhnlichen Auftreten Symbolhaftes gesehen. Besonders in der christliche Ikonographie und in der mittelalterlichen Blumensymbolik haben Pflanzen eine große Bedeutung. Man hat gerne mithilfe von Pflanzen den Menschen, die ja damals oft nicht lesen und schreiben konnten, versucht die christlichen und mythologischen Inhalte näher zu bringen. So taucht die Akelei auf Darstellungen Mariens auf und symbolisiert dabei die Sanftmut und die Demut, aber auch die Trauer Mariens. Die nach unten geneigten Blütenköpfe und die dunkelblaue Farbe sollen das zeigen.
Die mittelalterliche Blumensymbolik sieht dagegen was anderes in den Blüten der Akelei. In der mittelalterlichen Dichtung und Literatur steht die Pflanze für Narrheit und Verblendung. Zu „verrückt“ und aus der Reihe gefallen, erschienen den damaligen Betrachtern die Blüten. Einem mittelalterlichen Menschen müssen die Blüten als „ver-rückt“ und vielleicht sogar suspekt erschienen sein, da exotisches wie zB Orchideen waren ja nicht bekannt.

Gleichzeitig war die Blüte in der Liebessymbolik auch Zeichen für Liebe und unerfüllte Sehnsucht. Da sie in ihrem ganzen Habitus eher etwas zurückhaltendes, schüchternes ausdrückt, galt sie den galanten Verehrern des späten Mittelalters als Pflanze für die unerfüllte, sehnsüchtige Liebe aus der Ferne.
Das Ungewöhnliche und Widersprüchliche, das sich in der Symbolik zeigt, deutet sich schon in der Namensherkunft an. Man ist sich nicht einig, ob die lateinische Nomenklatur „Aquilegia „ von „aquila“ – der Adler (hier sieht man als Namensgeber die spornartigen Blüten, die an Adlerkrallen erinnern ) oder von „aqua“ – das Wasser und „legere“ – sammeln kommt ( hier geht die Bezeichnung auf die Fähigkeit der Blüte zurück, Tau und Regenwasser zu sammeln).
Beide Namenserklärungen kann man bei Betrachtung der Blüte nachvollziehen. Die spornartig geformten Blüten erinnern tatsächlich an Krallen eines Raubvogels. Aber die Beschreibung von fünf Täubchen am Brunnen sind für mich offensichtlicher (Foto 3).
So zeigt sich diese außergewöhnliche Blüte bis in die Namensgebung hinein als widersprüchlich und einfach außergewöhnlich schön. Ich hoffe sehr, dass sie wieder viel häufiger Einzug hält in unsere Gärten und wir die Augen und Herzen öffnen für die unmittelbare Schönheit um uns herum.
Quellenhinweis: u.a. ChatGPT, sowie P. und I. Schönfelder, Der Kosmos-Heilpflanzenführer

